- Das OLG Hamburg hat beschlossen, dass eine inhaltlich unzutreffende oder unzureichende Mitteilung über außerhalb der Hauptverhandlung und in Abwesenheit des Angeklagten geführte Erörterungen grundsätzlich dessen Verteidigungsposition berührt. Aus diesem Grunde kann das Beruhen des späteren Urteils auf diesem Rechtsmangel nicht ausgeschlossen werden; es liegt ein Revisionsgrund vor.
- Für die Beurteilung einer bewussten Ausnutzung der Arg- und Wehrlosigkeit eines Opfers beim Tötungsversuch ist nach Meinung des BGH`s grundsätzlich auf die Lage zu Beginn des ersten mit Tötungsvorsatz geführten Angriffs und damit den Eintritt der Tat in das Versuchsstadium abzustellen. Hängt die Umsetzung des geplanten Tötungsverhaltens jedoch noch vom Eintritt der Bedingung ab, das Opfer werde den Täter beispielsweise wieder abweisen, so scheidet das Mordmerkmal der Heimtücke aus.
- Der Bundesgerichtshof hat beschlossen, dass eine Zurechnung eines von einem Mittäter verwirklichtem Mordmerkmals – hier die niedrigen Beweggründe – nach § 25 Abs. 2 StGB auch dann nicht möglich ist, wenn insoweit „Solidarität“ festgestellt wurde.
Wissenswertes und Neuigkeiten zu rechtlichen Themenbereichen - Erläuterungen von Fachbegriffen - Aktuelles und Spannendes zu den Rechtsgebieten Strafrecht, Jugendstrafrecht, Arbeitsrecht, Verkehrsrecht, Zivilrechtliche Streitigkeiten, Bußgeldverfahren und auch anderen Tätigkeitsbereichen von Rechtsanwalt Axel F. Schierholz aus Berlin (Mitte - Moabit - Tiergarten).
Montag, 24. August 2015
Spannendes aus den Gerichten
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Donnerstag, 20. August 2015
Mündliche Äußerungen unter Verwendung von Notizen oder eines Manuskripts
Der
Bundesgerichtshof hat beschlossen, dass es einem Angeklagten
grundsätzlich gestattet ist, seine mündlichen Äußerungen unter
Verwendung von Notizen oder eines Manuskripts abzugeben. Im
vorliegenden Fall war dem Angeklagten die Verlesung eines von ihm
angefertigten mehrseitigen Manuskripts vom Vorsitzenden einer Kammer
des Landgerichts Frankfurt am Main untersagt worden, „weil
dies nicht als Teil der Vernehmung anzusehen sei“.
Der BGH hat nun entschieden, dass dies rechtsfehlerhaft war.
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Freitag, 14. August 2015
Unterbringung im psychiatrischen Krankenhaus
Bei
der Unterbringung im psychiatrischen Krankenhaus führt nicht
automatisch jede therapeutische Schwierigkeit und nicht jedes
weisungswidrige Verhalten des Untergebrachten im Rahmen seiner
Therapie zu der Erwartung, er werde in der Freiheit erneut rückfällig
werden. Das Oberlandesgericht Nürnberg hat beschlossen, dass die
Fortdauer einer aus Anlass eines sexuellen Kindesmissbrauchs
angeordneten Unterbringung in einem psychiatrischen Landeskrankenhaus
eine Wahrscheinlichkeit höheren Grades erneuter Missbrauchstaten
erfordert. Nur geringfügige Regelverstöße im Rahmen des
Behandlungsverhältnisses vermögen die Fortdauer der Unterbringung
nicht zu rechtfertigen, soweit sie nicht geeignet sind, die Erwartung
zu begründen, der Untergebrachte werde erneut Kinder missbrauchen.
Mittwoch, 5. August 2015
Interessantes aus den Oberlandesgerichten
- Das Oberlandesgericht Bremen hat beschlossen, dass die Auslieferung eines Inhaftierten nach Bulgarien unzulässig ist, wenn es konkrete Anhaltspunkte dafür gibt, dass die dort in der Untersuchungshaft oder auch Strafhaft zu erwartenden Haftbedingungen den völkerrechtlichen Mindeststandards nicht genügen. Ergänzend hierzu führt das Oberlandesgericht Celle aus, dass eine Auslieferung dann unzulässig sei, wenn die Zustände im Zielland die fundamentalen Grundsätze der deutschen Rechtsordnung oder völkerrechtlich verbindliche Mindeststandards auf dem Gebiet der Menschenrechte nicht erfüllt.
- Das Oberlandesgericht Nürnberg hat entschieden, dass beim Zusammentreffen der Vollstreckung von Freiheitsstrafen mit der Unterbringung in einer Entziehungsanstalt aus unterschiedlichen Erkenntnisverfahren der Heilung des Verurteilten deutlich Vorrang vor dem Strafaspekt einzuräumen ist. So ist ein Straftäter möglichst schnell einer therapeutischen Behandlung zuzuführen, auch wenn bereits widerrufene Strafreste noch zu vollstrecken sind.
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